Die Zeit - 22 Oct 08

Prof. Robert B. Laughlin
Department of Physics
Stanford University, Stanford, CA 94305

http://www.zeit.de/online/2008/36/bg-andasol
(Copied 5 Dec 09)


Andalusiens Sonne Ernten

22. Oktober 2008



Hier sehen Sie das größte solarthermische Kraftwerk der Welt, das in diesen Tagen ans Netz geht. Auf zwei Quadratkilometern Fläche reihen sich die Parabolspiegel von "Andasol" aneinander, um die Sonne einzufangen und aus ihrer Wärme Strom zu produzieren. Das Projekt hat Vorzeigecharakter, denn es erzeugt Solarstrom im großen Stil. So kann der Ökostrom mit dem bislang noch günstigeren Kohlestrom konkurrieren.

Die Bedingungen am Standort in La Calahorra sind ideal. Hier, in der Provinz Granada, regt sich nur selten ein Wölkchen am Himmel, es regnet kaum. Im Sommer wird es in der sonnenverbrannten Region bis zu 40 Grad Celsius heiß. Platz gibt es ebenfalls genug: Nur auf wenigen Flächen betreiben die Menschen Landwirtschaft. Wie ein blauer See liegt das Spiegel-Feld in der braunen Landschaft. Im Vordergrund das Städtchen La Calahorra mit der Burg.

Die deutsche Firma Solar Millenium aus Erlangen, die das Solarkraftwerk entwickelte, hat sich bereits angrenzende Flächen für eine Erweiterung gesichert. Im Hintergrund sieht man bereits die Baustelle für Andasol 2. Spätestens Mitte 2011 soll der dritte Bauabschnitt ans Netz gehen. Insgesamt 600.000 Menschen können dann klimafreundlichen Solarstrom nutzen.

Die rinnenförmigen Spiegel bündeln die Sonneneinstrahlung und erhitzen ein Thermoöl auf bis zu 400 Grad Celsius. Das Öl wiederum erhitzt Wasser über einen Wärmetauscher. Der dabei erzeugte Wasserdampf treibt eine Turbine an, deren Generator Strom erzeugt. Das Kraftwerk Andasol 1 hat eine Leistung von 50 Megawatt; genug, um 200.000 Menschen zu versorgen.

Die aufgestellten Spiegel sammeln weitaus mehr Energie ein, als der Generator in Strom verwandeln kann. Daher hat Solar Millenium einen Wärmespeicher in das Kraftwerk integriert. Der rote Turm fasst 28.500 Tonnen Salzflüssigkeit, die die überschüssige Hitze aufnehmen können. Mit ihrer Hilfe kann das Kraftwerk selbst bei Nacht arbeiten. Der Speicher macht es für bis zu sieben Stunden unabhängig vom Sonnenschein

Nach dem Sonnenaufgang beginnen die Spiegel, dem Stand der Sonne zu folgen. So fangen sie die Sonnenstrahlen optimal ein und konzentrieren die Strahlung auf das Absorberrohr in der Mitte, in dem das Thermoöl fließt. Rund 300 Millionen Euro hat Solar Millenium in Andasol investiert. Die Solarexperten haben das Projekt initiiert, geplant und danach verkauft. Jetzt besitzt die ACS/Cobra-Gruppe die Mehrheit, der grö&szilg;te Baukonzern Spaniens, der auch Großaktionär bei Hochtief ist.

Das Projekt rechnet sich nur, weil die spanische Regierung eine attraktive Vergütung für Solarstrom gesetzlich verankert hat. Sie garantiert 27 Cent pro Kilowattstunde für 25 Jahre. Das ist halb so viel wie in Deutschland. Weil Andasol aber weitaus mehr Strom produziert als eine kleine Anlage auf dem Garagendach, ist das Projekt kosteneffizient.

Großkraftwerke wie Andasol machen nur in sonnenverwöhnten Regionen der Erde Sinn. Denn die Sonnenstrahlen müssen direkt auf ihre Spiegel fallen können. Wolken sind unerwünscht. Das ist ein entscheidender Unterschied zu Fotovoltaik-Anlagen, die selbst diffuse Strahlung auffangen können. Für Kraftwerke wie Andasol eignen sich daher nur Länder im Sonnengürtel der Erde wie Spanien, Griechenland und Italien. In Kalifornien sammelt man bereits seit Anfang der achtziger Jahre Erfahrung mit ähnlichen Sonnenkraftwerken.

Geht es nach den Forschern des Desertec-Projekts, könnten solche Spiegelreihen eines Tages auch in Afrika stehen. Eine Studie des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums ergab, dass gerade einmal 0,3 Prozent der Wüste in Nordafrika und im Nahen Osten ausreichen, um dort solarthermische Kraftwerke auszustellen. Sie könnten die Region und Deutschland mit Strom versorgen. Allerdings sind die Investitionskosten für die Kraftwerke und Stromleitungen enorm. Allein für das Gaza-Projekt in Ägypten, einem Modellvorhaben, das bis zu drei Millionen Menschen im Gaza-Streifen mit sauberem Strom und Wasser versorgen könnte, veranschlagen die Planer fünf Milliarden Euro.